Die Folgen von Langzeitstress sind darauf zurück zu führen, dass die Funktionen der Stressreaktion längerfristig schaden. Die Anspannung der Muskulatur kann zu chronischen Schmerzen führen, die erhöhten Werte von Cortisol und Blutzucker können Diabetes oder ein schwaches Immunsystem zur Folge haben. Die Verengung der Gefässe steigert die Gefahr von kardiovaskulären Erkrankungen oder Bluthochdruck. Die ständige Unterdrückung von wichtigen Organfunktionen, wie dem Verdauungssystem, begünstigen nicht selten chronische Darmerkrankungen oder Magenbeschwerden. Die Aufzählung könnte noch viel weiter fortgeführt werden. Andauernder Stress, wie wir ihn in der heutigen Gesellschaft nur zu gut kennen, macht krank. Was aber hält uns gesund? Neben Themen wie, gesunde Ernährung, Bewegung, Aufhalten in der Natur oder Beziehungen pflegen, ist es bedeutend, Zeiten der Ruhe und Entspannung zu schaffen.
Die Progressive Muskelentspannung (PME) wurde vom Amerikaner Edmund Jacobson
erfunden. Er schloss 1915 an der Harvard University Medizin und Physiologie ab
und qualifizierte sich später für innere Medizin und Psychiatrie (Krampen,
2013). Er beschäftigte sich mit physiologischer Grundlagenforschung und
erkannte dabei, dass psychische Anspannungen immer auch mit Muskelkontraktionen
verbunden sind und muskuläre Entspannung positive Auswirkungen auf Körper und
Seele hat. Eine unzertrennliche Einheit mit ganzheitlicher Reaktion und gegenseitiger Beeinflussung.
Progressive
Muskelentspannung ist ein anspannungsaktives Verfahren und eignet sich
besonders gut als Einstiegsverfahren, insbesondere bei ausgeprägten
Konzentrationsschwierigkeiten, bei Kindern und Jugendlichen, bei Angst oder zur
allgemeinen Stressreduktion aufgrund der Handlungsaktivität beim Üben. PME wirkt sowohl auf muskuläre wie auch innere Anspannungen ein, reduziert
Stresssymptome, verbessert die Körperwahrnehmung und hat einen ausgleichenden
Effekt auf die Affekte. Es gibt unterschiedliche
Umsetzungsformen der PME. Die hier teils beschriebene Variante, kann in 6 - 8 Sitzungen innerhalb von ca. 12 – 16 Wochen erlernt
werden.
„Grundprinzip“
Die
Übenden erlernen ihre Wahrnehmung auf verschiedene Muskelgruppen des
Bewegungsapparates zu lenken, diese auf Signal spürbar anzuspannen, hineinzuspüren,
auf Signal wieder loszulassen und die Konzentration auf die
Entspannungsempfindungen zu legen. Wichtig ist, die Kontrasterlebnisse zu
vergegenwärtigen und länger in der Entspannung als in der Anspannung zu
verweilen. Mit steigender Übungspraxis soll die Anspannung immer mehr verringert werden, bis schlussendlich ohne vorherige Anspannung direkt muskulär losgelassen werden kann, um einen möglichst guten Alltagstransfer bieten zu können. Nach Erlernen der Methode, kann PME in Alltagssituationen bei stressbesetzten Situationen angewendet werden.
Das autogene Training hat seine Wurzeln in der Hypnose. Bereits ab dem
18. Jahrhundert beschäftigten sich Ärzte, Professoren und Neurologen mit der
Hypnose und deren Wirkungsweisen. Entscheidende Erkenntnisse lieferte Oskar
Vogt. Er beschäftigte sich mit der Differenzierung von Auto- und
Fremdhypnose. Mit seinen Klassifikationen zu den, von den Versuchspersonen angegebenen
Empfindungen und Erlebnissen, schaffte er die Grundlage, auf die der deutsche
Erfinder des Autogenen Trainings Dr. med. Johann Heinrich Schultz aufbaute. Schultzes Interesse lag in den Empfindungen und der
Wirkung durch die Hypnose, von denen seine Patienten in seiner Behandlung
berichteten. Sie beschrieben körperliche Reaktionen wie empfundene Wärme oder
Schwere, Beruhigung des Herzschlages und der Atmung sowie eine angenehme
Müdigkeit. Im Weiteren fühlten sie sich nach der Hypnose erfrischt, angstfreier
und ausgeglichener. Körperliche Empfindungen wie Erschöpfung, Verspannungen
oder Kopfschmerzen nahmen ab. Er legte diese Reaktionen ins Zentrum seiner
Überlegungen und war der Ansicht, dass es zu deren Erzeugung keinen Hypnotiseur
und keine Fremdsuggestion benötigen würde, sondern diese Reaktionen selbst
herbeigeführt werden könnten. Er war der Überzeugung, dass die regelmässig
auftretenden, körperlichen Reaktionen eine sogenannte selbsterzeugte
psychovegetative „Umschaltung“ in einen Entspannungszustand war. Diese
„Selbstbeeinflussung“ löste die passiven-fremdhypnotischen Verfahren ab. Mit
schlussendlich sechs verschiedenen Gedankenformeln entstand der Kern des AT,
den Körper eigenständig, „autogen“ in einen hypnoiden Zustand zu versetzen.
Die Grundstufe vom med. AT ist
eine in sich abgeschlossene Einheit. Wiederholtes systematisches Üben erzielt
einen ganzheitlichen Entspannungszustand, welcher nach hinreichendem Training
längerfristig für ein besseres Allgemeinbefinden sorgt, belastende Situationen
entspannter durchlebt werden können und zu einer gelassenen Grundhaltung führt. Die Methode ist ein konzentrativ-selbstherbeigeführtes
Entspannungsverfahren und kann entsprechend, nach Erlernen der Methode
selbstständig, ohne Fremdsuggestion und ohne weitere nötige Hilfsmittel im
Alltag jederzeit angewendet werden. Die
AT-Grundstufe besteht aus 6 physiologischen Grundübungen.
Die sechs Formeln werden nacheinander ca. im 1 – 2 Wochenrhythmus erlernt.
Bei der Mittelstufe werden an die 6 Grundformeln sogenannte formelhafte
Vorsätze angefügt. Es sind Formeln, welche einen gewünschten Soll-Zustand im
Alltag, mithilfe selbstgewählter Gedanken oder Bildererleben unterstützen
sollen. Sie dienen dazu, beispielsweise bei Prüfungsangst oder im Bereich Sport
Befürchtungen, Angst oder negative Vorstellungen zu unterbrechen und die
positive Selbstbeeinflussung zu fördern. Um die Mittelstufe erlernen zu können,
bedarf es einer vollständig erlernten Grundstufe mit erfolgreichem Einsetzen
der organismischen Umschaltung (Entspannungsreaktion).
«Die medizinische Achtsamkeits-Interozeption® (med. AI) ist die an das aktuelle westlich-wissenschaftliche Medizinverständnis adaptierte und standardisierte Version der chinesischen Hun Yuan – Methode.» (medrelax, 2020)
Bei der Form med. AI® handelt es sich um ein selbstaktives medizinisches Entspannungsverfahren bei dem stufenweise die Ganzkörperwahrnehmung (Interozeption) und die Achtsamkeit im gegenwärtigen Moment erlernt und praktiziert wird. Dadurch entstehen Mechanismen, welche sowohl auf physiologischer als auch psychologischer Ebene ihre Wirkung haben, in dem innere Anspannungen sowohl muskulär als auch emotional und gedanklich abgebaut werden.
Um AI® zu praktizieren braucht es keine Hilfsmittel und die Methode ist an keinen Ort oder sonstige äussere Faktoren gebunden. Es soll Wind und Nässe vermieden werden und es empfiehlt sich an einem ruhigen Ort zu üben sowie die Übungszeit in den täglichen Ablauf einzuplanen. Wichtigste Aufgaben beim AI® sind das muskuläre Loslassen, Hineinspüren in den Körper und die Körperempfindungen zu beobachten. Dabei soll nichts forciert werden. Das Wohl des Körpers und die Entspannung steht im Vordergrund.
Eine
regelmässige Achtsamkeitspraxis im medizinischen Entspannungszustand, führt mit der Zeit zu einem Gewahrseinszustand ("im hier und Jetzt zu sein") und überträgt sich in den Alltag als Persönlichkeitszug. Diese
Übertragung auf den Alltag, kann zu spannenden Verhaltensänderungen und neu entstehender Gelassenheit führen (körperlich, emotional und mental).
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